Was passiert gerade?
Für die Menschen verschwimmen im Alltag gegenwärtig die Grenzen zwischen Arbeit und Leben und die Sinnfrage wird zentral. Das klassische Karrieremuster hat ausgedient, dafür steigen die sozialen, zwischenmenschlichen Bedürfnisse für den Erhalt psychischer Gesundheit.
Viele Top-Performer*innen stehen in der digitalen Welt vor grundlegenden Fragen der künftigen Ausrichtung und möglichen Formen der Zusammenarbeit in ihren Unternehmen. Gelingt es dabei nicht, die Menschen dauerhaft emotional, sozial und inhaltlich abzuholen und geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen, so droht das Risiko von Performance-Einbußen und der Verlust wertvoller Leistungsträger, etwa durch innere Kündigung (Great Resignation, Big Quit).
Neben beträchtlichen Wissens- und Reputationsverlusten, sowie hohem Nachbesetzungsaufwand entsteht im Unternehmen die Gefahr, in eine toxische Negativspirale zu gelangen. Vom Einfluss auf die Kundenzufriedenheit übrigens ganz abgesehen, die unmittelbar von der Motivationslage und Perspektive der Mitarbeiter*innen abhängig ist.
Den Draht nicht verlieren
Paradox! Speziell in der digitalen, normierten Welt kommt neben der inhaltlichen Überzeugung selbst, vor allem dem Nutzen und dem Vererben unserer emotionalen und sozialen Fähigkeiten in unserer Umgebung besondere Bedeutung zu. Sozusagen vom befähigten Individuum zum erfüllten Team.
Die Hypothese, dass ein Unternehmen emotionale und soziale Kompetenzen fördert, mehr noch, ganz bewusst entwickelt und als Systemelement zur gemeinsamen Gestaltung nutzt, wird ein künftiger Erfolgsfaktor sein. Als gesamte Organisation mit Empathie zur Sympathie - in allen Dimensionen.
Unternehmung oder noch Unternehmen?
Wir wechseln nun ganz bewusst zum Begriff der Unternehmung, anstatt jenen des Unternehmens, da wir uns damit näher am Handeln und dem aktiven Zusammenspiel unserer kognitiven Fähigkeiten, also der geistigen Wahrnehmung und daraus folgenden Denkprozessen bewegen. Ganz einfach gesagt, denken Sie an Ihr Verhalten und Ihre Fürsorge bei einer geplanten Aktivität mit Freunden.
Zurück zur Hypothese. Die interessante Frage, die sich in dem Zusammenhang nun stellt ist: „Können die Kompetenzen, die für ein Individuum emotional und sozial verfügbar sind auch auf mehrere eng vernetzte Individuen in einer Unternehmung, also ein Team umgelegt werden? Besser noch, kann das Team oder die Unternehmung als homogene Einheit diese Kompetenzen gar übernehmen?“
Wenn ja, dann finden wir die Bauanleitung dafür in unseren evolutionär erlangten Fähigkeiten, nämlich in unserem Kopf. Und dann sind die informellen Leader jene, die darin die meiste Kompetenz aufzuweisen haben. Und Karriere heißt dann, die Fähigkeit zu erlangen, um für das Wohlfühlen des Teams zu sorgen. Und dann werden wir wieder tiefgründiger sein und weniger Menschen aus unserem Umfeld verlieren. Ohne, freilich die ambitionierten Ziele aus den Augen zu verlieren, denn erreichen wollen wir alle etwas.
Eigentlich sehr ermunternd und kein Grund zu resignieren, That's Great!